Johann Orgel wurde im Kaptitänshaus „Marie“ geboren. Dies befindet sich im restaurierten Zustand an der Ecke Schwedengang / Dünenstraße.
Er wurde mit 14 Jahren auf dem Segelschiff des Kapitäns Gierow ausgebildet, lernte in der Zingster Navigationsschule (die sich in der Hafenstraße am jetztigen Standort der Sparkasse befand), qualifizierte sich später auch für die Dampfschifffahrt. Schon als junger Mann kam er auf seinem Schiff zu fremden Ländern. So verlobte er sich in Australien. Bei einem Urlaubsaufenthalt in Zingst lernte er seine zukünftige Frau Lisbeth kennen, die Tochter des Zingster Segelschiffskapitäns Johann Gierow, auf dessen Segelschiff er vor Jahren erste Berufserfahrungen machte. Das Paar heiratete 1896. Es kamen drei Kinder Lotte, Johny und Kurt zur Welt.
Johann Orgel wurde Kapitän bei Hapag Lloyd und ging mit seinem Dampfschiff „Bochum“ auf große Fahrt. Aus fernen Ländern wie den Philipinen, Indien und China brachte er exotische Andenken mit, die teilweise heute bei seiner Enkelin zu bestaunen sind. Er starb nach dem Eintritt in den Ruhestand mit 61 Jahren in Hamburg und wurde auf der Zingster Familiengrabstelle beigesetzt.
Liesbeth Orgel lebte ca. 6 Jahre nach der Eheschließung mit den Kindern Lotte, Jonny und Kurt im Obergeschoß des Haus „Morgensonne“ (jetzt Heimatmuseum) in Zingst. Alle drei kamen in Zingst zur Welt und sollten Zingster Kinder werden. Um ihren Ehemann bei den kurzen Aufenthalten im Zuge der Schiffsbe- und -entladung zu treffen, fuhr sie mehrmals nach Antwerpen, stieg dort auf das Dampfschiff ihres Mannes, fuhr mit nach Hamburg und zurück nach Antwerpen, wo sie nach ungefähr einer gemeinsamen Woche wieder abstieg. Später lebte die Familie in Hamburg. Infolge von Kriegszerstörungen zog Liesbeth Orgel mit ihrer Tochter Lotte zurück nach Zingst in den Kirchweg 6 a, wo sie 1970 verstarb.
Aus den Erinnerungen der Enkelin Ruth Vogt
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